Gian Häne

Kunst am Bau

Waldbaden

Ausgangslage

St.Moritz gehört zu den bedeutendsten Kur - und Sportdestinationen weltweit. Doch nicht nur Sportler aus aller Welt treffen und trainieren in St.Moritz. Auch Kunst und Kultur sind hier fest in der Landkarte verankert. Aufgrund der imposanten Naturkulisse zieht das Engadin seit jeher Kunstschaffende in seinen Bann und wurde über die Zeit zu einem Hotspot der Kunstwelt. In diesem Zusammenhang hat die Kunst auch im architektonisch anspruchsvollen Neubau der Klinik Gut ihren Platz gefunden.

Bewegung in der Natur

Das Thema Natur und Bewegung steht im Mittelpunkt der künstlerischen Intervention. Die Topografie des Engadins mit seinen Bergen, Tälern, Bächen und Flüssen ist einzigartig. Doch auch der Tourismus und der Klimawandel hinterlassen Spuren. Die Veränderungen in unserer noch weitgehend intakten Natur fallen beim ersten Hinsehen nur wenig auf. Majestätisch, elegant und vielfältig in den Jahreszeiten erhebt sich unsere Alpenkulisse mit ihrer Fauna im Osten der Schweiz. Der Drang, unberührte Landschaften zu entdecken und zu erleben, scheint ein Grundbedürfnis vieler Menschen zu sein und zieht zu jeder Jahreszeit tausende Besucher an.

«Shirin Yoku»

Eindrücke und Erinnerungen prägen unsere Wahrnehmung. Sobald wir uns nach draussen begeben, richtet sich der Fokus auf unsere umliegende Landschaft. Eine ganz spezielle Gegend, in die man sich begeben kann, sind die Wälder rund um St.Moritz. Wer kennt die Ruhe und die Vielfalt des Waldes nicht? Die Formen und Farben von Gehölz, Pilzen, Gräsern und Beeren sind schier endlos. Die Gerüche, die Lichtspiele in den Baumsilhouetten faszinieren immer wieder aufs Neue. Erinnerungen und Ruhe kehren ein. Für dieses Erlebnis existiert ein spezieller Ausdruck, der ursprünglich aus Japan kommt. «Shirin Yoku». Dieser Ausdruck bedeutet so viel wie Waldbaden. Doch was ist damit gemeint? Die Methode, sich in den Wald zu begeben und die Atmosphäre auf Körper und Geist wirken zu lassen, wird in Asien als präventive Anti- Stressmethode anerkannt. Wald und Gesundheit sind fest aneinandergekoppelt. Stresssymptome reduzieren sich, der Geist freut sich über die Auszeit und die Mentalität wird gestärkt.

In den neuen Trainingsräumen der Klinik Gut trainieren ambitionierte Sportler/Sportlerinnen. Aber auch Patientinnen und Patienten sollen ihre körperlichen und psychischen Folgen eines Unfalls/Krankheit darin mit einer gezielten Reha gesunden, wieder zurück ins Leben finden und sich hoffentlich auch wieder in der Natur bewegen. Dennoch unterscheidet sich das Aufbau-Training in einem Fitnessraum zur sportiven Bewegung in der Aussenwelt. Der «Langläufer» wird nicht durch die Landschaft einer Loipe dahingleiten. Auch der «Velofahrer» wird sich trotz intensivem Bewegen nicht vom Ort wegbewegen. Alle Besucher haben jedoch ein gemeinsames Ziel: sich bald in der realen Natur zu bewegen und Spuren zu hinterlassen. Ob sportlich oder gemütlicher bei einem Streifzug durch die umliegende Landschaft, vielleicht auch im Wald beim «Baden». Der künstlerische Eingriff hat das Thema «Waldbaden» aufgegriffen und dem Trainingsbereich eine Leichtigkeit und Transparenz verleiht. Die technische Umsetzung konzentrierte sich auf kalligrafische Tuschezeichnungen und den Grundgedanken des japanischen Holzreliefs. Die körperliche Wahrnehmung und die Sinnlichkeit des Waldbadens werden so optimal visualisiert.

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