Ospidal, Val Müstair
Ausgangslage
Im kleinsten Spital der Schweiz realisierte Gian Haene 2007 eines seiner ersten Kunst-am-Bau-Projekte. Nach der Renovation und Erweiterung des Gebäudes erarbeitete die Spitalleitung zusammen mit BFB Architekten und Armon Fontana vom Büro für Kunst- und Kulturgeschichte in Chur ein umfassendes Bebilderungskonzept. Es galt, für die verschiedenen Bereiche – die Zimmer, den öffentlichen Bereich und den Aufbahrungsraum – eine passende Gestaltung mit künstlerischen Werken zu finden.
Eine Reise in den Körper
Wie immer hat sich Gian Haene mit der Umgebung der Auftragsarbeit vertraut gemacht: Er liess die herbstliche Landschaft in der Val Müstair auf sich einwirken, und die Farbeneindrücke entsprachen der Palette, die er damals für seine Werke verwendete. In erdigen Tönen, Braun und Schwarz spürte er dem Körpergefühl nach, das die Sinneseindrücke auslöste. Die an afrikanische Masken erinnernden Bilder beziehen somit ihre Formen nicht direkt aus der äusseren Welt, sondern reflektieren Prozesse auf physischer und emotionaler Ebene.
Auf verschlungenen Pfaden
Auch hier ist der Bildträger Holz. Die Ölmalerei mit Naturpigmenten bildet ungegenständliche Flächen, je nach Öl-Anteil lasierend wie Aquarell. Der Holzschnitt legt den hellen Untergrund frei und schafft einen zeichnerischen Kontrast zu den Farbflächen. Die feinen Schnitte sammeln sich zu Mustern, in denen sich Formen aus der Tier- und Pflanzenwelt entdecken lassen.
Dass dieses expressive Bild inhaltlich kein Oben und Unten hat, ist naheliegend – Gian Haene hat es immer wieder gedreht und von allen Seiten nach innen gearbeitet. An seinem Platz in der Cafeteria des Spitals bietet es den Betrachtern die Möglichkeit, assoziativ und spielerisch in eine Formenwelt einzutauchen und darin eigene Geschichten zu entdecken.